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Tieffliegerangriffe in Ortschaften des Tharandter Waldes im Frühjahr 1945

Veröffentlicht: 18.04.2023 / Aktualisiert: 09.05.2023

Bei den Luftangriffen im Frühjahr wurde offenbar bewusst die Zivilbevölkerung attackiert. So kam es bereits nach der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 im Umland zu Tieffliegerangriffen.

Wie aus Berichten hervorgeht, wurden bei Mohorn aus Dresden flüchtende Menschen aus der Luft angegriffen. Diese versuchten dann im Straßengraben Schutz zu finden. Eines der beteiligten Flugzeuge stürzte in der Nähe des Heidelbergs ab. Der Pilot, der sich noch mit einem Fallschirm retten konnte, kam unter ungeklärten Umständen zu Tode. Restbombenabwürfe ohne Gebäude-Treffer gingen auf einem Feld in Nähe der neuen Molkerei und bei der damaligen Ziegelei nieder, detonierten dort und hinterließen große Bombenkrater.1

Die Tieffliegerangriffe, die ab Mitte April 1945 begannen, betrafen auch die Zivilbevölkerung. Die meisten dieser Angriffe kamen überraschend und ohne Vorwarnung. In vielen Orten bestand Daueralarm und geschossen wurde auf alles, was sich bewegte.2 So kam am 17. April 1945 ein ortsansässiger Arzt bei einem Tieffliegerangriff auf Höckendorf südöstlich des Tharandter Waldes ums Leben.3

Ein damals 7-jähriger Junge aus Kurort Hartha erlebte den Angriff bei der Arbeit auf dem Feld am Pfarrbusch: „Und wir hatten mit der Mutter und meinen beiden Geschwistern eine kleine Feldarbeit verrichtet und plötzlich kamen Tiefflieger. Und die kamen im Sturzflug runter und schossen mit Bordwaffen auf uns. Wir hatten aber keine Verletzung. Wir sind in den Pfarrbuschwald geflüchtet, bis die Flieger wieder weg waren. Dann waren wir natürlich riesig erschrocken […]. Wir haben sofort die Arbeit abgebrochen und sind dann schnell nach Hause.“ 4

Feld am Pfarrbusch, Kurort Hartha, wo im Frühjahr 1945 ein Tieffliegerangriff auf eine dort arbeitende Familie stattfand. Fotografie 2023.

Es gab aber auch Berichte von Bauern, die auf den Feldern zwar angeflogen, aber nicht beschossen wurden.5 Ein Zeitzeuge aus Colmnitz erinnerte sich an Situationen mit Tieffliegern, die er als Junge im April 1945 erlebt hatte: „Was man nicht vergessen kann, wir haben uns immer flach gelegt auf dem Acker wegen den Tieffliegern. In der zweiten Aprilhälfte, das war sowieso ein zeitiges Frühjahr 1945, das war ein fruchtbares Frühjahr, die Bauern konnten schon Ende April Klee hauen zum Füttern.“6 Zu der Zeit erlebte der Junge dann einen Vorfall mit fünf bis sechs Tieffliegern, die etwa eine Viertelstunde über ihnen kreisten und dann im nahen Wald auf ein unbekanntes Ziel schossen, jedoch die Menschen auf den Feldern verschonten.7

Ein Angriff auf das Jagdschloss in Grillenburg am Morgen des 17. April 1945 galt nicht der lokalen Bevölkerung, sondern einem Armee-Oberkommando, das dort einquartiert gewesen sein soll. Ob der Angriff möglicherweise auch der nach Grillenburg verlegten Sächsischen Reichsstatthalterei galt, ist bislang unklar. Es gibt außer einer anekdotischen Zeitzeugenerinnerung, wonach „bei Mutschmann 46 Daunendecken verbrannt worden sein sollen“9, keine Informationen über entstandenen Schäden.

Anmerkungen

1. Vgl. Häger 2017, S. 17, Weise 2010, S. 18 und laut Interview D. Häger 2022. /// 2f. Vgl. Aßmann 2005. /// 4. Interview C. Punsch 2022. /// 5. Vgl. Aßmann 2005. /// 6f.Interview Herr B. 2022. /// 8. Vgl. Steinecke 2020 (2012), S. 2. /// 9. Zit. in: Kühne 2015, S. 132.