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Tieffliegerangriffe auf Bahnstrecken und -anlagen des Tharandter Waldes zwischen Mitte und Ende April 1945

Veröffentlicht: 18.04.2023 / Aktualisiert: 28.06.2023

Ab Mitte März 1945 gab es in der Gegend um Dresden vereinzelte Angriffe zurückfliegender Begleitjäger von US-Bomberverbänden, die sich Zufallsziele suchten. Zuerst betroffen war die Autobahn Dresden–Chemnitz, wo es zu Toten und Sachschäden kam.1

Ab dem 15. April 1945 begannen die strategischen Luftangriffe der US-Armee. Sie betrafen im Tharandter Wald Strecken und Anlagen der Eisenbahn. Gegen 11.30 Uhr überflogen an diesem Sonntag acht bis zehn Flugzeuge der US Army Air Force den Tharandter Wald und griffen einen Personenzug am Seerenteich mit Bomben und Bordwaffen an.2

Bei dem Luftangriff auf dem Zug am Seerenteich wurden zwei Menschen getötet. Das Schicksal der zwei Frauen – vermutlich eine Mutter und ihre 18-jährige Tochter – zeigt eindrücklich die Wirren des Krieges. Die beiden waren gemeinsam mit dem Familienvater in Oberbobritzsch, südwestlich vom Tharandter Wald gemeldet. Ursprünglich kam die Familie aus Pisarzowice (früher Schreibersdorf) bei Lubań / Lauban. Aus der Ortschaft, die etwa 20 Kilometer östlich von Görlitz in Niederschlesien liegt, war die Familie vermutlich nach Oberbobritzsch geflüchtet.3

Nach der Bombardierung des Zuges am Seerenteich wurden am Folgetag, dem 16. April 1945, die Gleisanlagen am Tunnelausgang bei der Siedlung Edle Krone, die zwischen Tharandt und Höckendorf liegt, durch drei Jagdbomber attackiert. Die erste Bombe verfehlte das Ziel und blieb als Blindgänger rechts des Flusses Wilde Weißeritz im Hang stecken. Die zweite Bombe zerstörte die Brücke.4

Ebenfalls am 16. April 1945 erfolgte am Nachmittag ein Tieffliegerangriff auf einen aus Personen- und Güterwagen bestehenden Zug, der am Bahnhof Klingenberg-Colmnitz gestartet war. Auf der Kleinbahnstrecke zwischen dem etwa 12 Kilometer südlich des Tharandter Waldes liegenden Burkersdorf und Frauenstein wurde dieser Zug angegriffen, wobei der Heizer durch Bordwaffenbeschuss umkam und die Lok durch eine Bombe zerstört wurde.5

Am 17. April 1945 wurde der Bahnhof Klingenberg bombardiert.6 Die Erinnerung eines Colmnitzer Zeitzeugen, der im April 1945 erlebte, wie fünf bis sechs Tiefflieger während der Feldarbeit über ihnen kreisten und dann im nahen Wald auf ein unbekanntes Ziel schossen, könnte möglicherweise dieses Ereignis betreffen.7

Am 20. April 1945 kamen bei einem Luftangriff auf einen einfahrenden Personenzug in Tharandt Teile des Zugpersonals und mehrere Reisende um.8

Bereich des Bahnhofs Klingenberg (Bildmitte), der am 17. April 1945 bombardiert wurde. Fotografie 2023.

Anmerkungen

1f. Vgl. Aßmann 2005. /// 3. Laut Schmelzer o. D. /// 4. Vgl. Aßmann 2005 und Steinecke 2020 (2012), S. 2. /// 5f. Vgl. Berg 2001, S. 42ff. /// 7. Interview Herr B. 2022. /// 8. Vgl. Aßmann 2005.